Was ich von Dankbarkeit hielt
Ich wurde von meinen Eltern und Großeltern dazu erzogen, immer dankbar zu sein. Dankbar für meine Gesundheit, für das Dach über meinem Kopf – eigentlich für alles, was ich habe.
Lange Zeit hat es mich ziemlich genervt, dass sie ständig Dankbarkeit gepredigt haben. Denn es war immer verbunden mit diesem, „Ich bin klein vor Gott, und wenn ich keine Dankbarkeit zeige, werde ich bestraft“. Deshalb habe ich dieses Wort lange abgelehnt.
Ich wollte nämlich mehr vom Leben und wusste, dass das möglich ist. Obwohl die Menschen in meiner Umgebung oft sagten, „Träume nicht, sei dankbar für das, was Du hast“, konnte ich nicht anders. Ich wusste, dass ich viele große Dinge im Leben erreichen kann, nur wusste ich nicht, wie.
Aus heutiger Sicht war ich natürlich schon dankbar. Aber irgendwo habe ich dem Universum auch gesagt, dass ich das sowieso alles mit meinen eigenen Händen und Fähigkeiten erschaffen habe. Du hast mich vielleicht unterstützt, aber erreicht habe ich es selbst. Diese Einstellung hat vielleicht in meinem früheren Leben funktioniert, als ich noch für das Fernsehen gearbeitet habe, aber als ThetaHealerin funktioniert sie nicht mehr.
Die Lernaufgabe
Eines Tages, beim Kaffee Trinken mit der Schöpfung, habe ich gefragt, was soll ich noch lernen, damit ich dieser Welt noch mehr bieten kann. Und der Schöpfer antwortete: Dankbarkeit. Ich habe mir nichts groß dabei gedacht, weil ich fand, ach das ist doch leicht, ich bin Dir doch sowieso für alles dankbar.
Ich glaube, der Schöpfer schmunzelte auf meinen Kommentar hin und ließ mich mein Leben weiter leben. Kurz darauf gingen viele Sachen in meinem Leben den Bach hinunter. Alles veränderte sich innerhalb weniger Wochen und auf einmal war nichts mehr wie früher. Jeden Tag hatten mein Mann und ich mit neuen Herausforderungen zu kämpfen. Und jeden Tag geriet mein Leben mehr und mehr aus den Fugen. Bis wir beide eines Tages in diesem Drama festhingen und nicht mehr heraus kamen.
Solche Drehbücher war ich in meinem Leben überhaupt nicht gewöhnt. Die meisten Dinge in meinem Leben waren bis dahin ziemlich von alleine gelaufen. Und wenn etwas kein Selbstläufer gewesen war, dann hatte ich es irgendwie hingekriegt, dass es schließlich doch wieder seinen natürlichen Lauf ging.
In dieser Zeit fühlte ich mich aber plötzlich als würde meine Seele zerplatzen. Ich arbeitete zwar an mir, aber es ging nur in Mini-Schritten voran. Es waren regnerische Tage, ganz so als würde die Welt mit mir weinen. Alles fühlte sich sehr merkwürdig an. Total ungewohnt für mein Leben.
Ich fragte mich immer wieder, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Ob das alles wirklich Sinn ergibt. Und wieso muss es so schwer sein? Wieso müssen mir immer wieder Steine im Weg liegen?
Ich haderte einige Wochen lang mit mir selbst. Es ging einfach nicht vorwärts. Bis sich eines Tages die ganze Situation innerhalb von 15 Minuten auflöste. Ich ging aus der Praxis nach Hause. Während es stark regnete, wartete ich auf die Straßenbahn, öffnete Facebook und sah einen Post über Srebrenica. Das ist eine Stadt in Bosnien, in der damals im Krieg ein schlimmes Massaker passiert war. Und der Bericht handelte von einem Mann, der damals vier Söhne an einem Tag verlor. Er war einer der wenigen Männer, die Srebrenica überlebt hatten, weil damals fast alle Männer getötet wurden und nur Frauen überlebten. Ich lese solche Geschichten nie, aber zu diesem Zeitpunkt war es sehr wichtig für mich. Natürlich kamen mir die Tränen und ich konnte mich in der Öffentlichkeit kaum beherrschen. Es war eine sehr traurige Erzählung und ich hatte tiefes Mitgefühl. Dieser Vater von vier verlorenen Söhnen konnte den Schmerz und das Leid nicht mehr ertragen. Er war in eine Moschee gegangen und hatte sich erhängt.
In diesem Moment spulte sich mein ganzes Leben vor mir ab. Ich merkte, dass ich eigentlich niemals von tiefstem Herzen dankbar dafür gewesen war, einfach am Leben zu sein. Ich hatte es für selbstverständlich gehalten, dass ich gesund bin, dass ich ein wundervolles Leben habe, dass ich tolle Eltern habe und eine vollkommen erfüllte Ehe. Ich habe niemals zuvor eine solch tiefe Dankbarkeit empfunden.
Ich hatte zuvor ein Dankbarkeits-Tagebuch geschrieben und hatte mich jeden Tag beim Schöpfer bedankt. Aber diese Erfahrung war ganz anders und sehr tief. Als würde jede Zelle in mir diese Dankbarkeit, von der meine Großeltern gesprochen hatten, fühlen.
Jammern auf hohem Niveau
Zur diesem Zeitpunkt habe ich zum ersten Mal wirklich verstanden, was es bedeutet, auf hohem Niveau zu jammern. Eigentlich ging es mir und meinem Mann überhaupt nicht schlecht, so wie ich es mir eingebildet hatte. Wir hatten nur für kurze Zeit unsere Komfort-Zone verlassen und deshalb dachte ich, alles ginge nun bergab.
Diese Geschichte hat mir geholfen, für wirklich ALLES in meinem Leben dankbar zu sein. In unserem Drama dachten wir, wir hätten finanzielle Probleme. Wir haben uns beklagt, haben gejammert. Beide! Ich hatte nicht verstanden, was echte Dankbarkeit bedeutet. Obwohl ich mein ganzes Leben lang gedacht hatte, ich wüsste es.
Diese Gefühle veränderten sich nun zutiefst. Durch diese traurige Geschichte habe ich gelernt, für jede Kleinigkeit in meinem Leben dankbar zu sein. Und auf einmal gab mir das Universum jeden Tag ein Geschenk. Sei es eine Ermäßigung auf ein Kleid oder ein kostenloser Kaffee bei IKEA. Ich habe gelernt, diese Geschenke anzunehmen, weil ich bewusst dankbar geworden bin.
Jeder, der mich kennt, würde sagen, aber Du hattest doch niemals eine undankbare Ausstrahlung. Hatte ich auch nicht, aber diese Erfahrung hat mein ganzes Wesen verändert.
Praktiziere Dankbarkeit: Sei für Geschenke dankbar
Mark Anthony, ein wundervoller ThetaHealer aus Australien schreibt in seinem Handbuch zum Seminar „Wohlstandsbewusstsein“ folgendes:
„Wenn Du einem Kind etwas kaufst, es ihm schenkst und es ist undankbar, ihm gefällt dieses Geschenk nicht, dann wirst Du ihm niemals mehr etwas schenken wollen. Ähnlich funktioniert das Universum auch.“
Erst durch das Seminar konnte ich diese Botschaft wirklich verstehen, denn genau das war mir mit meinem Neffen schon ein paar mal passiert. Ich war verletzt, weil er undankbar war. Dabei war er eigentlich nur ein Spiegel meiner selbst, aber das wollte ich damals nicht wahrhaben.
Durch diese tief empfundene Dankbarkeit hat sich auch eine Veränderung in meiner Weisheit vollzogen. Ich bin dem Ziel, alles in meinem Leben mit Weisheit betrachten zu können, einen Schritt näher gekommen. Dadurch ist auch ein tiefes Vertrauen in den Schöpfer in mir gewachsen.
Jetzt kann ich meine Mutter, meinen Vater und meine Vorfahren endlich verstehen. Ich weiß jetzt, was es bedeutet, für diesen lebendigen, wundervollen, gesunden Körper dankbar zu sein. Für alles, was mir der Schöpfer gegeben hat. Für alle Gaben und Talente und für meine Entwicklung. Für die unendlichen Möglichkeiten, die er mir jeden Tag gibt, und die Inspiration, mit der er mich immer wieder erfüllt.
Wenn mich jemand vor einem Jahr gefragt hätte, ob ich dankbar bin, hätte ich sofort geantwortet: Ja, natürlich! Aber ich habe durch diese Erfahrung den Unterschied verstanden. Es gibt Dankbarkeit und Dankbarkeit! Und jeder muss für sich entscheiden, wie tief sie bei ihm geht.
Lebe selbstbestimmt und frei! Nutze Deine Schöpferkraft!
Tatjana